Ein Bericht von Uwe Gathmann
Der Tag der Triathlon Langdistanz in Challenge Roth beginnt am 08.Juli 2012 für die heimischen Triathleten : Anja-Schwarz-Granzow, Uwe Herzig, Hartmut Kühl (vom TV 03 Breitenbach) Michael Mitkov (TV Bad Hersfeld) und Myriam und Norbert Weißenborn, Hans-Joachim Wierschula und Uwe Gathmann (SC Neuenstein) lange vor Sonnenaufgang und wird erst in den frühen Abendstunden enden.
Ein Wecken im frühen Morgen zum Wettkampftag war nicht nötig, da eigens eine Kehrmaschine bereits seinen Dienst heimlich, aber nicht geräuschlos gegen 04:00 Uhr verrichtet. Die komplette Radstrecke, die direkt an der Übernachtungsmöglichkeit, dem Campingplatz, der nur 500 Meter vom Schwimmstart entfernt liegt vorbeiführt, wird noch mal nach den Regengüssen der letzten Tage fein gesäubert. Welch ein guter Service!!
Die wichtigste Frage für den Tag: Wie wird das Wetter heute sein ! In den Tagen zuvor wechselten sich dunkele Wolken mit Gewitter und Windböen ab und ließen dem Sonnenschein nur wenig Möglichkeiten sich zu zeigen – und wenn, war es gleich 26-28° und schwül-warm.
Sonntag; pünktlich zum Start blinzelt die Sonne an einem malerischen, hellblauen Himmel und lichtet den Frühnebelschleier. So darf es heute bleiben, trocken – Triathlon-Wetter !: meint Ka, die extra am Vortag angereist ist, um das Triathlon-feeling hautnah mitzuerleben, gemäß dem Song der Toten Hosen der gerade im Radio spielt: An Tagen wie dieser…
Noch bevor der Frühnebel sich verziehen konnte, schwimmen die ersten Athleten um 06.30 Uhr in der Früh los. Genau eine Stunde später, um 07.30 Uhr wird mein Schwimmstart, gemeinsam mit rund 300 Athleten in einer Startgruppe sein. Geschwommen wird im Main-Donau-Kanal, der eigens für den Schiffsverkehr dafür gesperrt wird .
Rund 25.000 Zuschauer verfolgen den Schwimmstart, der jedesmal mit einem gewaltigen Böllerschuss eine Startgruppe nach der Anderen auf die3,8 km Schwimmstrecke schickt. Diese feine Stimmung sorgt bereits zum Beginn für Gänsehaut, die man sogar trotz Neopren erkennen kann und die Schwimmbrille ist schon nass – von innen- .
Nun aber ab ins Wasser. Der Schwimmstart gelingt. 01:15:20 ist diesmal meine Schwimmzeit für die 3.8 km - irre, ganze 5 Minuten schneller als im Vorjahr , dass nenne ich einen Auftakt nach Maß.
Nun steht in Rekordzeit „Umziehen“ auf dem Programm. Neo aus, Socken und Radschuhe an , Sonnencreme für Schultern und Nacken auftragen, Fahrradhelm auf, Startnummer an und ab auf den Radrundkurs mit einer Gesamtlänge von 180 km und rd. 1.500 Höhenmetern.
Vom letzten Jahr weiß ich noch, dass die ersten 20 km flach und gut zum Einrollen sind.
Doch was ist das ? Wind – kräftiger Wind und zwar von vorn. Nix mit Einrollen, es geht gleich zur Sache. Kräftig in die Pedale treten und die Nasenspitze so lange es geht an die Lenkerstange pressen, heißt heute die Devise. Das bedeutet, es werden wohl harte 180 Radkilometer werden.
Die Stimmung bei den dicht gedrängten Zuschauern an der Radstrecke entschädigt und lenkt ein wenig ab. Am Gredinger Kalvarienberg ist das auch von Nöten, den dort wartet außer der Mega-Stimmung eine rund 800 Meter lange Rampe mit 10%tiger Steigung genommen zu werden – und da man sich auf`s hochfahren eingestellt hat, geht es gerade noch mal rd. 2 km bergauf – uff endlich oben – und rollen lassen – nee geht nicht. Der Wind bläst auch hier von vorn, mmh.
Eng, enger und noch enger wird es am Solarer Berg. Hier werden sogar zeitweise keine Zuschauer mehr zur Strecke zugelassen, so viele sind gekommen, um ihre Athleten bei der „Klettertour“ des Hilpoltsteiner Hausberges anzufeuern. Der Solarer Berg ist kult. Aus Sicht des Radfahrers kann man nur erahnen wo die Radstrecke lang führt . Sehen kann man diese vor lauter Zuschauern, die sich auf der Straße befinden nicht. Beim darauf zufahren bildet sich eine kleine enge Gasse, die sich für einen Moment öffnet, um den Radfahrer passieren zu lassen. Danach schließt sich die Lücke wieder und öffnet sich für den Nächsten erneut. Wo sonst darf ein Sportler in einer solchen Menschenmenge baden? Nur in Roth am Solarer Berg. Gut dass ich eine Sonnenbrille auf hatte, sonst hätte man die „schwitzigen Augen“ gesehen und der Kloß im Hals, der blieb noch einige Radkilometer. Und hier erklingt „mein Song für den Tag“ , was für ein Zufall? oder hat Ka extra den Musikwusch „An Tagen wie dieser“ dem DJ ins Ohr geflüstert ? …
Die Radkilometer werden weniger, die zweite Radrunde neigt sich dem Ende entgegen und der letzte Streckenabschnitt an der Biermeile in Eckersmühlen . Hier sieht man keinen Bürgersteig mehr vor lauter Festzeltgarnituren, an denen die Zuschauer dicht gedrängt, das Geschehen an der Radstrecke verfolgen und jeden vorbeifahrenden Radfahrer für die letzten Kilometer motivieren.
Nach 06:26:27 und bereits einigen Oberschenkelkrämpfen später, erreiche ich endlich die zweite Wechselzone. Das Radfahren gegen den permanenten Wind hat viel Kraft und sicher einige „Körnchen“ gekostet, die ich mir lieber für die Laufstrecke aufgehoben hätte. Die 5 Minuten Vorsprung vom Schwimmen habe ich somit beim Radfahren, im Vergleich zum letzten Jahr gleich wieder drauf gepackt.
Aber nun gut - noch sind es 42,2 km bis zum Ziel. Also Radschuhe aus – Laufschuhe an und auf geht’s. Kaum auf der Laufstrecke traue ich meinen Augen nicht: Britt und Sven, neben Ka? als „Edel-Helfer“ zur Motivation extra angereist, boah – tut das gut!
Es folgt nach dem kurzen, flachen 2 km-Stück eine kleine Steigung. Hier muss ich – obwohl ich mir fest vorgenommen hatte nicht zu gehen, bereits eine Gehpause einlegen, der Kopf will -die Oberschenkel wollen nicht. Somit werde ich mich auf das Wechselprogramm laufen – gehen – laufen wohl einstellen müssen. Ich rede mir ein, „ nur den Mut nicht verlieren“ – du packst das- und aufgeben gibt’s nicht ! So folgen Kilometer für Kilometer im Wechsel laufen, bis die Krämpfe kommen, dehnen, gehen und wieder laufen. Zwischendurch gelingen mir nach und nach wieder längere Laufabschnitte. An der Laufstrecke stehen auch einige Hersfelder : Niedings, Bickels, H.Schade sind gekommen um „ihre Hersfelder“ anzufeuern und bei km 21 stehen natürlich wieder meine „Edel-Helfer“ , die dank Twitter immer wussten, bei welchem Laufkilometer ich auf der Strecke gerade bin. Über die Lände Roth in Richtung km 28, an der Schleuse vorbei und über den Main- Donau- Kanal liegt der Wendepunkt, von dem man sagen kann: Jetzt geht es Richtung Ziel - nach Hause. Die Beine werden automatisch, wenn auch nur ein wenig, schneller.
Die Vorfreude auf den Zieleinlauf wächst mit jedem Meter, den man hinter sich lassen kann. Da, leise, man kann die Stimmung vom Zieleinlauf schon bei km 39 hören, fast spüren. Erst noch mal zum Marktplatz Roth, durch die malerischen Gassen der Altstadt am Marktbrunnen vorbei, wo einen eine wahnsinns-Stimmung erwartet, die einen für die letzten Kilometer noch mal beflügelt. Den kurzen Anstieg hinauf und dann… der rote Teppich in Sichtweite. Ein Spalier an Menschen, die einen im Zielkanal links wie rechts abklatschen. Die Zielkurve, frenetischer Beifall für jeden Finisher, die durch den Stadionsprecher mit Namen und Verein persönlich begrüßt werden. „Jetzt bloß nicht rennen“ denke ich mir, sondern die letzten Laufschritte nur noch genießen. Marathon-Finish, nach 04:50:41 und das in den Armen meiner „Edel-Helfer“ - überglücklich und es kullern nicht nur bei mir ein paar Freudentränen.
Gesamtzeit: 12:41:36 Platz 1960 von rd. 3.200 Einzelstartern
Resümee: Sehr viele Athleten haben zeitlich etwas zum Ergebnis vom Vorjahr drauf gepackt
Bei den Profis betrug an dem Wettkampftag der Zeitunterschied sage und schreibe 15 Minuten !!
Bei mir waren es „nur 4 Minuten“. Somit kann ich mit dem Ergebnis mehr als zufrieden sein – und ich weiß, dass dies bei diesen Bedingungen eine gute Gesamtzeit geworden ist.
..er kann`s nicht lassen – für das nächste Jahr habe ich mich am Tag danach – mit schweren Beinen aber leichtem Herzen bereits wieder für Roth angemeldet ;-)
Mein DANK gilt allen, die an mich gedacht und während dieser Zeit (und Trainingszeit) begleitet, miterlebt und mitgefühlt haben , sowie für die vielen, vielen Glückwünsche. Unserer Tria-Gruppe vom SC Neuenstein lieben Dank für die vielen gemeinsamen Trainingseinheiten und Ka, dir danke ich besonders , u.a. für deine Ausdauer bei den vielen gemeinsamen Radkilometern…)
Ergebnisse/ Platzierungen
Name |
Finish |
gesamt |
PLAK |
AK |
>SC Neuenstein |
|
|
|
|
Weißenborn, Miriam |
13:23:58 |
282. |
45. |
W40 |
Weißenborn, Norbert |
14:03:59 |
2301. |
67. |
M55 |
Wierschula, HansJoachim |
13:02:08 |
2081. |
48. |
M55 |
Gathmann, Uwe |
12:41:36 |
1960. |
168. |
M50 |
>TV 03 Breitenbach |
|
|
|
|
Schwarz-Granzow, Anja |
11:03:35 |
70. |
5. |
W40 |
Herzig, Uwe |
11:08:56 |
1039. |
144. |
M45 |
Kühl, Hartmut |
11:40:48 |
1401. |
233. |
M45 |
>TV H |
|
|
|
|
Mitkov, Michael |
12:21:52 |
1813. |
398. |
M35 |